Bitte gib uns mehr davon
KAT FRANKIE hat musikalisch nur ein ‘Problem’: Sie kann zu viel zu gut – singen, Songs produzieren, Texte schreiben, Instrumente spielen, Erzähluniversen und Stimmungen kreieren. Aber mit ihrem dritten Studioalbum Please Don’t Give Me What I Want legt sie die Lösung des Balance-Aktes in Form ihres bisher besten Werks vor. Denn diese Platte hat die gebürtige Australierin komplett im Alleingang produziert und so ihr inneres musikalisches Universum für uns hörbar eingefangen – formvollendet und direkt ins Herz.
Die Stimmung des Albums ist melancholisch-gelassen und leidenschaftlich-intensiv zugleich. Getragen werden die einzelnen Kapitel von KAT FRANKIE’s Stimmpräsenz und perfekt konstruierten Spannungsbögen innerhalb der Songs. Viele kleine instrumentale Melodiefiguren, Sound-Feinheiten, mehrstimmiger Gesang und rhythmisch tolle Einfälle ergänzen die Hauptstimme zu einem kleinen minimalistisch agierenden, aber perfekt zusammenspielenden Orchester. Wie der Roman, den man in einer Nacht verschlingt, so wird man dieses Album lauschend durchhören, ohne dass man merkt, dass dabei 12 Songs in 41 Minuten verstrichen sind. Es ist wie auf einer Autofahrt, bei der man einmal den fünften Gang eingelegt hat und dann auf Auto-Pilot schalten und die Gedanken und Gefühle streifen lassen kann – fließend, traumgleich und bewegend.
KAT FRANKIE’s Debüt Pocketknife aus dem Jahre 2007 präsentierte die Wahlberlinerin in allen ihren Facetten und glich einer Kompilation aus verschiedensten musikalischen Einflüssen und Versatzstücken. Wohl gemerkt: Alle Songs im einzelnen zeugen von hervorragendem Songwriting und von Beginn an war klar, KAT FRANKIE’s Stimme ist die Hauptdarstellerin dieses musikalischen Universums. Doch der ganz eigene Stil der gebürtigen Australierin versteckte sich damals noch etwas hinter dem kreativem Overflow im Genre-Potpourri und Instrumental-Arrangements.
Auf ihrem eigens gegründeten Label ZELLEPHAN veröffentlichte sie 2010 den Nachfolger The Dance of a Stranger Heart. Darauf folgte KAT FRANKIE konsequent ihrer inneren Stimme – im wahrsten Sinne des Wortes – und produzierte schon fast eigenständig eine Platte, die ihre originellen Qualitäten weiter in Vordergrund stellte: ihre sonore Stimme, ihre poetischen Texte und ein zu Tränen rührendes Songwriting. Dort begann sie auch bereits mit a cappella-Experimenten auf der Loop Station, was sie nun auf dem aktuellen Tonträger mit “Frauen verlassen” bereits perfektioniert hat.
Ein Glück, dass Berlin arm aber sexy genug ist, KünstlerInnen wie KAT FRANKIE anzuziehen, die uns im Winter mit Please Don’t Give Me What I Want erwärmen wird. Es gibt nicht viel hinzuzufügen: der Berliner Act des Monats Oktober – das komplette Interview erscheint in Kürze hier!
(Diese Rezension erschien zuerst auf Popmonitor.berlin.)
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KAT FRANKIE
Mittwoch, 14.11.2012 | Heimathafen Neukölln
Doors 21:00 | Tickets: 15,80-16,80 Euro
KAT FRANKIE
Please Don’t Give Me What I Want
(Zellephan/Broken Silence)
VÖ: 28.09.2012
www.katfrankie.com
www.myspace.com/soundslikekatfrankie
www.zellephan.com
www.beatsinternational.com
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