Hochdruck mit Regen aus Nordwest

Vielleicht ist das Wetter verantwortlich für den typischen Sound der nordischen Songwriter: DAMIEN RICE, DAVID GRAY, BEN CHRISTOPHERS, STEPHEN FRETWELL, SCOTT MATTHEWS, TOM BAXTER, ALEX CORNISH. Bevor Fans von MCRAE oder gerade einem der anderen nun empört die Nase rümpfen: nein, sie klingen nicht alle gleich. Aber sie eint doch unüberhörbar dieselbe Ambivalenz zwischen kühl-glattem Streben nach Perfektion und jugendlich-sentimentaler Sehnsucht nach Ewigkeit. Musikalisch transformiert sich dieses Wechselspiel in seichte Pop-Balladen und ernsthafte Songwriter-Stücke. Je nach Stil und Charakter klingt das mal mehr, mal weniger nach beiläufigem Kitsch oder everlasting Hymns.

TOM MCRAE gehört definitiv zu Songwritern der letzteren Art. Seine Melancholie ist tiefgründiger und elaborierter als das weinerliche Kratzen an der Oberfläche manch anderer Genrekollegen. Wie viele jener Musiker bedient er Gitarre und Klavier gleichermaßen. Das gibt seinen Kompositionen eine Vielfalt und Raum, verschiedene Facetten auszuleben. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die meisten seiner Songs Meisterstücke der düsteren Zwischentöne. Obwohl bereits mehrfach für Kritikerpreise nominiert, ist sein Name der breiten Öffentlichkeit hierzulande nicht wirklich bekannt. Aber das könnte sich bald ändern.

Wer bei Klavier sofort Angst vor COLDPLAYesk-verklebtem Kitsch bekommt, sollte sich ruhig einmal ‚Strangest Land‘ von MCRAE anhören; wem Banjo zu sehr mit SUFJAN STEVENS-Gesäusel im Ohr klingt, der sollte sich einmal ‚Still Love You‘ anhören; wer dem Genre generell nochmal eine Chance geben möchte und dabei nicht zu seicht abdriften will, der sollte einfach zu TOM MCRAE gehen.

(Diese Rezension erschien zuerst auf Popmonitor.berlin.)

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TOM MCRAE
Freitag, 29. April 2011
Doors: 20 Uhr :: Beginn: 21 Uhr
Grüner Salon (Rosa-Luxemburg-Platz 2 :: U2 Rosa-Luxemburg-Platz)
VVK: 17,50 Euro zzgl. Gebühren

www.tommcrae.com
www.myspace.com/tommcrae
http://cookingvinyl.com

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